Freitag, 19. August 2016

Es kommt so anders als man denkt

Rasender Reporter Florian berichtet über sein Erlebnis beim Citylauf Villach


Ich denke mir eigentlich nichts dabei, als ich mich einfach so auf die Aufforderung mich als "Rasender Reporter" für den Citylauf Villach bewerbe, denn diese Chance bekommt ja ohnehin jemand anderer. Denk ich mir. Denkste! Nur wenige Tage nach meiner Bewerbung flattert auch schon das E-Mail in meine Inbox, dass ich beim Lauf teilnehmen und über meine Eindrücke und Erlebnisse berichten darf! Wohoo, wie cool ist das denn!



 Ich bekomme die Startnummer 5. Fünf ist zwar nicht die 1, die ich bei einem anderen Lauf vergangenes Jahr - ich weiß nicht wie - ergatterte, aber sie ist nieder genug, dass es mir fast ein wenig unangenehm ist, für eventuell "so schnell" gehalten zu werden. Denn eines bin ich mit Sicherheit nicht: schnell! Bereits im Vorfeld des Laufes habe ich mit meinen Freunden gescherzt, dass ich den Villacher Citylauf in einem gemütlichen 6er Schnitt laufen möchte. Ein ortskundiger Freund hat mich dann darauf hingewiesen, dass es aber ziemlich bergauf und bergab geht und somit der Schnitt vielleicht nicht so leicht zu erlaufen sein könnte. "Auch egal", antwortete ich ihm, "dann ist es eben langsamer, was soll’s!" Ich laufe ja schließlich nicht, um etwas zu gewinnen. Ich laufe, um Spaß an der Bewegung zu haben und mir und meinem Körper etwas Gutes zu tun.


 
Am Wettkampftag kommt es dann wieder ein wenig anders, als ich es mir erwartet habe. Zunächst erhalte ich den Anruf aus dem Kindergarten, dass mein Sohn Fieber hat. Also organisiere ich noch schnell einige Dinge um, damit sich alles gut ausgeht. Glücklicherweise habe ich (fast) alle Sachen für den Lauf bereits vorher vorbereitet, denn ansonsten wäre ich jetzt wohl einigermaßen im Stress. Als ich im Auto unterwegs nach Villach bin, fällt mir ein, dass ich in der Eile doch etwas wichtiges vergessen habe: die Kopfhörer für meinen iPod. Laufen ohne Musik - geht schon, macht aber nicht so wirklich Spaß.


Da freue ich mich dann umso mehr, dass ich im Startersackerl ein kleines Päckchen der Kärntner Sparkasse mit In-Ear Kopfhörern finde. Der Lauf scheint Musik-technisch gerettet zu sein! ;-)


 

So stehe ich dann mit rund 300 anderen am Start vor der Drau und schalte die Welt aus und die Musik an. Was läuft bei mir? Mehr oder weniger ein Soundtrack meines Lebens; ... das echt abgefahrene Zeugs: Klassik! Beim Warten auf den Startschuss - gab es einen Startschuss!? ich habe nichts gehört außer der Musik! Ich bin einfach mit den anderen los gelaufen. - also nochmals, beim Warten auf den Startschuss höre ich die Barcarolle aus der Gaîté Parisienne. Für mich fließt die Musik so leicht und schwungvoll dahin, da reißt es mich jedes mal mit und ich möchte fast tanzen, obwohl ich eigentlich gar nicht tanze. Zu der Musik tanzen aber schon die unzähligen kleinen Fähnchen im festlich geschmückten Villach; nächste Woche findet wieder der Villacher Kirchtag statt, eines der größten Brauchtumsfeste überhaupt in Österreich, da wird dann ordentlich gefeiert!

 
Gefeiert wird bei mir zunächst nichts, denn der Lauf hat gestartet und es geht das erste mal über die Drau dann den Hauptplatz hinauf zum späteren Ziel. "Das meinte mein Freund also mit Steigung", denke ich mir, als nun bereits die "Bilder einer Ausstellung" mit der Promenade in meinen Ohren laufen. Schon auf den ersten Metern merke ich, dass es mit dem 6er Schnitt heute nichts wird; auch wenn es mir über die gesamte Distanz schwer fallen wird, es wird schneller gehen. Am Beginn sogar mit einem knappen 5er Schnitt auf den Kilometer!

 
Diese Bilder einer Ausstellung begleiten mich schon sehr, sehr lange. Das letzte Mal während des Vienna City Marathons, während meine Frau die Staffel mitgelaufen ist, als ich das Werk von den Wiener Philharmonikern bei der Matinee im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins gehört habe. Damals ist meine Frau noch gelaufen, jetzt kann leider nur mehr ich laufen. Denn nach einem Unfall kurz nach dem VCM war sie querschnitt gelähmt und ist derzeit auf Reha. So hart und unglaublich diese Diagnose war, es hat unserem Willen als Familie zu bestehen und unser Bestes geben zu wollen nur noch bestärkt; falls jemand mehr davon lesen möchte, empfehle ich Gudruns Facebook-Seite (https://www.facebook.com/marx.fruehstueck.naeht/)

 
Doch zurück zum Lauf, zum mein Bestes geben! Nachdem ich die erste von drei Runden zu je 1,8km absolviert habe, beschließe ich endgültig heute nicht zu bremsen und versuche mich einfach an einige Mitläufer anzuhängen, die ein schönes Tempo gehen. Das gelingt mir auch auf der zweiten Runde bei den Auf- und Abstiegen ganz ordentlich. Die erste Runde schaffe ich in 9'23, die zweite immerhin noch in 9'55. Was folgt ist ein kurzer Boxenstopp bei der Labestation. Ich muss einfach einen Schluck trinken, ein paar langsame Schritte machen und gleichzeitig meine Tempomacher ziehen lassen. Es braucht in dem Moment gerade diese paar Sekunden Verschnaufpause.  Aber dann geht's ab in die dritte Runde, immer noch mit den Bildern einer Ausstellung im Ohr - ich hoffe schon, dass ich alles richtig getimed habe und zum "großen Tor von Kiew" den Zielsprint den Hauptplatz hinauf laufen werde. Tatsächlich ist das Timing (fast) perfekt. Es erklingen die bombastischen Schlusssequenzen und spornen mich an, nochmals das aller letzte aus mir heraus zu holen. Leichtfüssig wie nicht einmal auf der ersten Runde überhole ich noch einige Läuferinnen und Läufer ehe ich dann 30 Meter VOR dem Ziel beinahe schlapp mache. Ich schalte schnell noch 2 Gänge zurück und schaffe es ins Ziel mit einer für mich absoluten Top Zeit von 31’40“ (über die die 220 Läufer vor mir vielleicht nur milde lächeln).


 
 


Aber egal, ich habe es geschafft. Anders als gedacht, bin ich diesen schönen fordernden Lauf nicht langsam gelaufen, sondern habe - nach meinen Möglichkeiten - so richtig Gas gegeben. Die Organisation rund herum hat ganz super funktioniert und die Strecke ist mit dem vielen Auf und Ab ziemlich anspruchsvoll. Es ist dies tatsächlich ein Lauf, den ich unbedingt weiter empfehlen kann; ebenso wie "meinen" Soundtrack dazu. Warum nicht auch mal mit Klassik im Ohr laufen? Als Alternative zu den „Bildern einer Ausstellung“ wähle ich auch regelmäßig Beethovens Fünfte. Auch da geht's am Ende so richtig ab und das ist ein echtes Doping.


 
Jetzt - mitten in der Nacht nach diesem Lauf - möchte ich Euch vielleicht auch noch ein weiteres Lied ans Herz legen; das passt auch so oft, denn auch heute war wieder irgendwie einer der "Tage wie dieser". Ein besonderer Tag wo ich mein nächstes Laufziel festgelegt habe, ich möchte in Palmanova (Italien) den Halbmarathon sub 1:50 laufen. Jetzt ist es raus, jetzt ist es offiziell, jetzt kann ich nicht mehr kneifen. Vielleicht darf ich Euch ja auch vom Soundtrack dieses etwas längeren Laufes was erzählen. Wer weiß, denn – meistens kommt es anders als man denkt!


 
Alles Liebe, viel Kraft und Ausdauer!


Florian


 

Mittwoch, 17. August 2016

Gemeinsam läuft's besser - Laufen in der Gruppe

Direkt von der Haustüre aus, im Urlaub, im nächsten Park oder beim Weg ins oder vom Büro: Laufen geht eigentlich immer - und es wird auch immer mehr gelaufen! Besonders das Laufen in Gruppen wird immer beliebter und motiviert sowohl Freunde als auch Fremde zum gemeinsamen Sporteln.

Neben den simplen Grundvoraussetzungen für das Laufen ist auch die Organisation, sich gemeinsam zu bewegen, ein großer Pluspunkt des Laufsports. Lauftreffs boomen im ganzen Land, für die größeren Bewerbe wie Vienna City Marathon, Frauenlauf oder Wachaumarathon gibt es gar gemeinsame Lauftreffs, um Gleichgesinnte zusammenzuführen.



Laufen in der Gruppe macht zumeist mehr Spaß und lässt auch mühsamere Trainings leichter von der Hand gehen. Dennoch gilt es einige Kleinigkeiten beim gemeinsamen Laufen zu beachten, um den Laufgenuss für alle hoch zu halten – wie dir dein Running Coach erklärt:

  • Einer der größten Fehler beim Laufen in der Gruppe ist, dass man sich als Einzelner mitreißen lässt. Das heißt, um mit der gewählten Gruppe mithalten zu können, überfordert man sich. Man überzieht, läuft schneller als man es eigentlich kann. Dies kann rasch zum Lustverlust führen, da das Mitlaufen bald zum Mitquälen wird.

  • Training ist nur dann wirksam, wenn entsprechende Trainingsreize jenseits der Reizschwelle gesetzt werden. Beim Laufen in der Gruppe kann es jedoch schnell passieren, dass das gewählte Tempo zu langsam und die Intensität nur für einige wenige richtig ist – für die anderen aber zu langsam. Damit trainiere ich dann ohne Reiz und werde keine Verbesserung meiner eigenen Leistung erzielen können.

  • Gruppentraining hat im Laufen aber dennoch Sinn! Wenn gemeinsam in der Gruppe gelaufen wird, dann sollte in der Gruppe jedoch in etwa gleiches Niveau vorherrschen. Bei vielen Lauftreffs ergeben sich dann mehrere kleinere Gruppen, die aber von der Leistung her ähnlich sind. LäuferInnen mit bis zu 10 Minuten auseinanderliegenden Halbmarathon-Bestzeiten können dann durchaus gemeinsam laufen.

  • Eine weitere Möglichkeit ist, sich das Lauftempo von vornherein auszumachen und sich auch daran zu halten. Das heißt, dass der schnellere Läufer langsamer, die etwas schwächere Läuferin ein bisschen schneller läuft – um so die gewünschte Strecke gemeinsam laufend zu absolvieren.

  • In der Regel lässt sich gemeinsames Training bei den ruhigeren Einheiten wie bei gewöhnlichen Dauerläufen am besten umsetzen. Gilt es wiederum, härtere Trainingsbelastungen zu setzen, dann sollte man auf jeden Fall in den eigenen Trainingsbereichen laufen, um keinesfalls zu überziehen.

  • Wichtigster Punkt beim Laufen in der Gruppe ist somit die Kommunikation VOR dem Training – wenn jeder weiß, was gelaufen wird, kann verhindert werden, dass es zu Unterforderung oder Übertraining kommt.

Ob man eher Einzelläufer oder Gruppenläufer ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Hauptsache ist es, dass ihr das Laufen so gestaltet, wie es euch Spaß macht!

Euer Running-Coach


Donnerstag, 4. August 2016

Heiß - Heißer - Laufen bei Hitze


Während uns Läufern im Winter mitunter gefrorener Boden oder Unmengen an Rollsplit Probleme bereiten und das tägliche Training eher negativ beeinflussen, sind es in der aktuellen Jahreszeit andere Faktoren, die einem auf den ersten Blick die Freude am Laufen nehmen könnten: hohe Temperaturen teilweise ab den frühen Morgenstunden bis spätabends, permanent kräftig strahlende Sonne und gerade in den Städten eine „stehende Luft“ machen dein Training in vielen Fällen mühsamer, als es eigentlich sein sollte.

Für das Laufen im Sommer gibt es jedoch einige Tipps und Tricks, die dir den Spaß am Training nicht nehmen und dich fokussiert auf deine sportlichen Ziele im Herbst weitertrainieren lassen.


Allgemeines

In Sommermonaten wie Juli und August empfehlen wir dir, am besten früh am Morgen oder in den etwas kühleren Abendstunden deine Laufeinheit zu absolvieren. Die Einheiten am Morgen sind zudem ein super „Muntermacher“ und lassen dich topmotiviert in den Tag starten. Abends ist die Sonneneinstrahlung meist schon schwächer und mit etwas Glück kommt dadurch auch eine leichte, kühlende Brise auf.

Die Sonneneinstrahlung sollte generell immer bedacht werden, weswegen im Hochsommer schattige Laufstrecken im Wald oder größeren Parkanlagen deine Running-Hotspots sein sollen. In Wien sind beispielsweise der Augarten mit seinen traumhaften Alleen oder die kleineren Runden im Bereich des Lusthaus und der Freudenau im Wiener Prater genau das Richtige für dich! Und wenn es keine Bäume gibt, dann hilft immer noch der Schatten – am Donaukanal gibt es grundsätzlich immer eine Seite, die aufgrund der aktuellen Tageszeit mehr oder minder im Schatten liegt.

Von großer Relevanz ist im Sommer auch die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme! Nicht nur beim Laufen selbst, auch im Alltag schwitzen wir in den heißen Monaten mehr – und dieser Flüssigkeitsverlust muss ausgeglichen werden! Während im Winter und an „normalen“ Tagen 2,5-3 Liter als Tagesminimum gelten, können es im Sommer gerne auch mal 4 Liter sein. Abgesehen vom Wasser solltest du dir auch isotonische-Getränke gönnen – die schmecken super und fördern die Nährstoffaufnahme.
Heiße Temperaturen wirken sich zudem auch auf deinen Appetit aus. Das heißt, dass du subjektiv bei Hitze weniger Nahrung aufnimmst, als dein Körper – gerade wenn du längere Trainingseinheiten oder ein hohes Pensum abspulst – tatsächlich benötigst. Daher: Trotz Hitze ausreichend (und richtig) essen!

Apropos Trainingsplan: Während bei kalten Temperaturen deine Herzfrequenz in der Regel niedriger als normal oder auch bei einer Leistungsdiagnostik unter Laborbedingungen ist, so ist dies bei Hitze umgekehrt! Es ist nichts Außergewöhnliches, sollte dein Puls bei sehr hohen Temperaturen höher sein als sonst – wichtig ist jedoch, deinem Körper die dennoch nötigen Ruhephasen und Regenerationszeiten zu geben!


Equipment

Auch bei deiner Laufausrüstung gilt es im Sommer einiges zu beachten. Oberste Priorität hat einmal das Eincremen mit Sonnenschutzcreme und Aufsetzen einer Kopfbedeckung. Die Sonnencreme sollte dabei rechtzeitig vor deinem Lauf aufgetragen werden, so dass sie nicht mit den ersten Schweißperlen wieder abgeht. Deine Kopfbedeckung kannst du gerne auch mit Wasser von einem Brunnen oder gleich schon daheim ordentlich befeuchten – ein kühler Kopf an heißen Trainingstagen ist wirklich Gold wert!

Generell gilt für dich beim Laufen im Sommer das Motto „weniger ist mehr“ – sprich ziehe bei Hitze bloß das an, was wirklich notwendig ist. Und notwendig erscheint uns das Tragen von funktioneller Laufbekleidung! Deren Gewebematerial sorgt dafür, dass der Schweiß von der Hautoberfläche abgeleitet wird und bloß ein dünner Schweißfilm auf deiner Haut zurückbleibt, der dich wiederum abkühlt.
Heutzutage bestehen richtig gute Funktionsshirts aus bis zu 100% Polyester, fühlen sich dabei jedoch fast wie Baumwolle an und haben eine sehr gute Schweißtransportfunktion! Besonders im Trend liegen zudem „Seamless-Shirts“, die teilweise gänzlich ohne Nähte auskommen und dir so einen super Tragekomfort bieten!

Im Sommer kannst du auch mal zu ärmellosen Shirts oder Shirts mit großzügigerem Ausschnitt greifen. Auch so genannte „Half-Zip-Shirts“ mit einem bis zum Brustbein gehenden Reißverschluss machen Sinn, da durch die Öffnung mehr Luft an deinen Körper gelangt.

Auch bei deinen Shorts solltest du achtsam sein: Schnitt und Passform sind besonders relevant! Durch vermehrte Schweißproduktion kann es beispielsweise an den Oberschenkeln zu Reibungsstellen und leichten Hautirritationen kommen. Angenehm sind daher integrierte Innenhosen – zumal diese heutzutage oft auch mit antibakteriellen Einsätzen und/oder atmungsaktiven Materialien geliefert werden.


Und als letzten Tipp für heiße Trainingstage im Sommer: beende deinen Dauerlauf oder dein Intervalltraining in der Nähe eines Gewässers – gleich ob See oder Bach. Denn gerade für deine Beine gibt es nach dem Laufen bei Hitze nichts Besseres, als sich direkt Abkühlung zu holen! Besonders zu empfehlen sind Bäche, Seen oder Schwimmbecken mit Temperaturen zwischen 15-20°.

Eurer Running-Coach