Freitag, 23. September 2016

Angelika Niedetzky: Laufen mit einem blinden Menschen


2014 habe ich es gewagt – ich bin als Begleitläuferin von Willi, einem blinden Menschen,  beim erste bank vienna night run mitgelaufen. Ich würde es jederzeit wieder tun.

 


Als ich Willi kennenlernte, wusste ich sofort, es war die richtige Entscheidung gewesen. Die österreichische Hilfsorganisation LICHT FÜR DIE WELT hat mich 2014 gefragt, ob ich Begleitläuferin eines blinden Menschen beim erste bank vienna night run sein wolle. Da habe ich keine Sekunde gezögert. Anfangs war ich ein bisschen unsicher, schließlich hatte ich so etwas zuvor noch nie gemacht. Wie schnell werden wir laufen? Würde er sich bei Unebenheiten am Asphalt leicht oder schwer tun? Oder wie geht es ihm mit den Menschenmassen?

Das waren nur einige der Fragen, die mir beim Start durch den Kopf gingen. Alles völlig grundlos. Ich war einfach nur noch beeindruckt. Willi war hochmotiviert, so souverän, so sicher, rannte mit einer Selbstverständlichkeit, ließ sich von Zuschauern anfeuern und lief auf den letzten paar hundert Metern direkt zu Höchstformen auf. Ich hatte richtig zu tun, Schritt zu halten.

Wie geht begleitlaufen?

Aber wie funktioniert das eigentlich, Begleitläufer eines blinden Menschen zu sein? Der blinde Läufer und der Begleitläufer sind durch ein Band miteinander verbunden. Dieses Band ist bei beiden am Handgelenk befestigt. Der Begleitläufer sagt dann dem  blinden Läufer zum Beispiel, ob er sich auf starke Kurven oder Steigungen vorbereiten muss. Eine Ausbildung braucht man dazu nicht, prinzipiell kann jeder Begleitläufer werden, der interessiert und laufaffin ist. Dennoch gibt es einige Dinge zu beachten. „Vor allem ist gegenseitiges Vertrauen wichtig“, sagt auch der sehbehinderte Läufer Hans Ewald Grill vom Versehrtensportclub Wien. Ideal ist es, sich vor einem Lauf ein paar Mal zu treffen. Dann kann auch eine Harmonie zwischen dem blinden Läufer und dem Begleitläufer aufgebaut werden. Läufer und Begleitläufer sind außerdem ein enges Team. „Der gemeinsame Sport motiviert und beide Seiten profitieren oft davon“, erzählt Grill.

Großartige Erfahrung

Für mich war es jedenfalls eine großartige Erfahrung, aus der ich eines mitnehme: im Leben niemals aufzugeben. Durch Willi habe ich gelernt, dass das Unmögliche möglich werden kann, solange man dran glaubt und es wirklich will. Danke, Willi, du bist eine Bereicherung für mein Leben.
Wer Interesse hat, kann sich beim Bundesblindeninstitut melden: Hier gibt es auch Laufgruppen für blinde Läufer und Begleitläufer.

Übrigens: Der erste bank vienna night run zugunsten von LICHT FÜR DIE WELT findet am 27. September bereits zum 10ten Mal statt!

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