Rasender Reporter Florian berichtet über sein Erlebnis beim Citylauf Villach
Ich denke mir eigentlich nichts dabei, als ich mich einfach so auf die Aufforderung mich als "Rasender Reporter" für den Citylauf Villach bewerbe, denn diese Chance bekommt ja ohnehin jemand anderer. Denk ich mir. Denkste! Nur wenige Tage nach meiner Bewerbung flattert auch schon das E-Mail in meine Inbox, dass ich beim Lauf teilnehmen und über meine Eindrücke und Erlebnisse berichten darf! Wohoo, wie cool ist das denn!
Ich
bekomme die Startnummer 5. Fünf ist zwar nicht die 1, die ich bei einem anderen
Lauf vergangenes Jahr - ich weiß nicht wie - ergatterte, aber sie ist nieder
genug, dass es mir fast ein wenig unangenehm ist, für eventuell "so
schnell" gehalten zu werden. Denn eines bin ich mit Sicherheit nicht:
schnell! Bereits im Vorfeld des Laufes habe ich mit meinen Freunden gescherzt,
dass ich den Villacher Citylauf in einem gemütlichen 6er Schnitt laufen möchte.
Ein ortskundiger Freund hat mich dann darauf hingewiesen, dass es aber ziemlich
bergauf und bergab geht und somit der Schnitt vielleicht nicht so leicht zu
erlaufen sein könnte. "Auch egal", antwortete ich ihm, "dann ist
es eben langsamer, was soll’s!" Ich laufe ja schließlich nicht, um etwas
zu gewinnen. Ich laufe, um Spaß an der Bewegung zu haben und mir und meinem
Körper etwas Gutes zu tun.
Da
freue ich mich dann umso mehr, dass ich im Startersackerl ein kleines Päckchen
der Kärntner Sparkasse mit In-Ear Kopfhörern finde. Der Lauf scheint
Musik-technisch gerettet zu sein! ;-)
So
stehe ich dann mit rund 300 anderen am Start vor der Drau und schalte die Welt
aus und die Musik an. Was läuft bei mir? Mehr oder weniger ein Soundtrack
meines Lebens; ... das echt abgefahrene Zeugs: Klassik! Beim Warten auf den
Startschuss - gab es einen Startschuss!? ich habe nichts gehört außer der
Musik! Ich bin einfach mit den anderen los gelaufen. - also nochmals, beim
Warten auf den Startschuss höre ich die Barcarolle aus der Gaîté Parisienne. Für
mich fließt die Musik so leicht und schwungvoll dahin, da reißt es mich jedes
mal mit und ich möchte fast tanzen, obwohl ich eigentlich gar nicht tanze. Zu
der Musik tanzen aber schon die unzähligen kleinen Fähnchen im festlich
geschmückten Villach; nächste Woche findet wieder der Villacher Kirchtag statt,
eines der größten Brauchtumsfeste überhaupt in Österreich, da wird dann
ordentlich gefeiert!
Gefeiert
wird bei mir zunächst nichts, denn der Lauf hat gestartet und es geht das erste
mal über die Drau dann den Hauptplatz hinauf zum späteren Ziel. "Das
meinte mein Freund also mit Steigung", denke ich mir, als nun bereits die
"Bilder einer Ausstellung" mit der Promenade in meinen Ohren laufen. Schon
auf den ersten Metern merke ich, dass es mit dem 6er Schnitt heute nichts wird;
auch wenn es mir über die gesamte Distanz schwer fallen wird, es wird schneller
gehen. Am Beginn sogar mit einem knappen 5er Schnitt auf den Kilometer!
Diese
Bilder einer Ausstellung begleiten mich schon sehr, sehr lange. Das letzte Mal
während des Vienna City Marathons, während meine Frau die Staffel mitgelaufen
ist, als ich das Werk von den Wiener Philharmonikern bei der Matinee im
Goldenen Saal des Wiener Musikvereins gehört habe. Damals ist meine Frau noch
gelaufen, jetzt kann leider nur mehr ich laufen. Denn nach einem Unfall kurz
nach dem VCM war sie querschnitt gelähmt und ist derzeit auf Reha. So hart und
unglaublich diese Diagnose war, es hat unserem Willen als Familie zu bestehen
und unser Bestes geben zu wollen nur noch bestärkt; falls jemand mehr davon
lesen möchte, empfehle ich Gudruns Facebook-Seite (https://www.facebook.com/marx.fruehstueck.naeht/)
Doch
zurück zum Lauf, zum mein Bestes geben! Nachdem ich die erste von drei Runden
zu je 1,8km absolviert habe, beschließe ich endgültig heute nicht zu bremsen
und versuche mich einfach an einige Mitläufer anzuhängen, die ein schönes Tempo
gehen. Das gelingt mir auch auf der zweiten Runde bei den Auf- und Abstiegen
ganz ordentlich. Die erste Runde schaffe ich in 9'23, die zweite immerhin noch
in 9'55. Was folgt ist ein kurzer Boxenstopp bei der Labestation. Ich muss
einfach einen Schluck trinken, ein paar langsame Schritte machen und
gleichzeitig meine Tempomacher ziehen lassen. Es braucht in dem Moment gerade
diese paar Sekunden Verschnaufpause. Aber dann geht's ab in die dritte
Runde, immer noch mit den Bildern einer Ausstellung im Ohr - ich hoffe schon,
dass ich alles richtig getimed habe und zum "großen Tor von Kiew" den
Zielsprint den Hauptplatz hinauf laufen werde. Tatsächlich ist das Timing
(fast) perfekt. Es erklingen die bombastischen Schlusssequenzen und
spornen mich an, nochmals das aller letzte aus mir heraus zu holen.
Leichtfüssig wie nicht einmal auf der ersten Runde überhole ich noch einige
Läuferinnen und Läufer ehe ich dann 30 Meter VOR dem Ziel beinahe schlapp
mache. Ich schalte schnell noch 2 Gänge zurück und schaffe es ins Ziel mit
einer für mich absoluten Top Zeit von 31’40“ (über die die 220 Läufer vor mir
vielleicht nur milde lächeln).
Aber
egal, ich habe es geschafft. Anders als gedacht, bin ich diesen schönen
fordernden Lauf nicht langsam gelaufen, sondern habe - nach meinen
Möglichkeiten - so richtig Gas gegeben. Die Organisation rund herum hat ganz
super funktioniert und die Strecke ist mit dem vielen Auf und Ab ziemlich anspruchsvoll.
Es ist dies tatsächlich ein Lauf, den ich unbedingt weiter empfehlen kann;
ebenso wie "meinen" Soundtrack dazu. Warum nicht auch mal mit Klassik
im Ohr laufen? Als Alternative zu den „Bildern einer Ausstellung“ wähle ich
auch regelmäßig Beethovens Fünfte. Auch da geht's am Ende so richtig ab und das
ist ein echtes Doping.
Florian
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