Mittwoch, 12. Oktober 2016

"Rasender Reporter" Simon: Abenteuer 10. Sparkasse 3-Länder-Marathon


Am 9.10.2016 war es also soweit. Mein erster Marathon. Nachdem ich Silvester 2015 zum Läufer geworden bin und im Herbst den Münchner Halbmarathon mit 1:39:20 sehr ambitioniert beendet habe, sollte es im Jahr 2016 ein Marathon sein. Wie jedes Jahr bin ich beruflich Anfang Oktober in Ulm und da bietet sich das „freie“ Wochenende ganz gut für eine Laufaktivität an. Heuer ist mir der 3-Länder-Marathon ins Auge gesprungen und ich konnte auch gleich 2 Kollegen für das Vorhaben begeistern. Die Vorbereitung mit Wings for Life Run lief sehr gut und so fasste ich Anfang Juni den Entschluss den Marathon zu versuchen. Ambitioniertes Ziel mit 3:45 zu finishen.

Leider machten dann die Füße einen Strich durch die Rechnung und das Training lief auf Grund einer Achillessehnenreizung nicht wie gewünscht. Aufgeben gibt’s nicht also die Ziele etwas zurückschrauben und mit weniger Training des Vorhaben doch noch versuchen. Wie blauäugig das Herangehen war spürte ich dann beim Wettkampf schmerzlich ab KM 35. Mit nur einem Lauf über 30 km und 4 Läufen über 2 Stunden sollte man eher nicht den Marathon versuchen.

Der Wettkampftag fing schon einmal schlecht an. Abfahrt in Ulm war um 06:00 geplant. Leider stellte sich heraus, dass unser Fahrzeug eingeparkt wurde und wir erst nach Wecken des halben Hotels die Anreise 30 Minuten verspätet starten konnten.

In Bregenz angekommen holten wir rasch die Startnummern und freuten uns über die tolle Organisation (keinerlei Wartezeiten). Für die Sportmesse blieb leider keine Zeit, da wir das Schiff um 8:25 erreichen mussten. Am Schiff war dann erst einmal Zeit zum Verschnaufen und für ein kleines Frühstück.

Die Bootfahrt nach Lindau und speziell die Einfahrt in den Hafen war wunderschön. Ein einzigartiges Erlebnis mit dem Schiff zum Start gebracht zu werden. Die Temperaturen waren allerdings noch unter 8°C und machten es etwas ungemütlich. Vom befürchteten Regen war nichts zu sehen und langsam bahnte sich die Sonne ihren Weg. Die Band heizte mit flotten Rhythmen den Läufern und Zusehern ein und die Stimmung war hervorragend. Die Zeit zum Start war kurz, Aufwärmen, Kleidersack abgeben und die Nervosität im Zaum halten. Da meinen Kollegen alle den Halbmarathon liefen war ich auf mich alleine gestellt. Plan war es eine Zeit unter 4 Stunden zu schaffen. Hunderte Male prägte ich mir ein nur nicht zu schnell beginnen und in der ersten Hälfte maximal 5:30 min/km zu laufen.


Knall, schon ging es los und Alles rennt. Gut platziert im Startblock vor dem 4 Stunden Pacemaker. Quer durch das schöne Lindau über die Brücke vorbei an vielen Zuschauern. Erster Blick auf die Uhr und natürlich deutlich zu schnell gestartet. Die tolle Stimmung und der wunderschöne Streckenverlauf verleiten immer wieder zum schnellen Laufen. Bis Bregenz geht es immer dem Seeufer entlang mit sehr schönen Ausblicken. In Bregenz dann von allen Seiten Anfeuerungen. Langsam fühle ich ein Loch im Mangen. Bei der Verpflegungsstation beim Festspielhaus km 10 halte ich leider vergeblich Ausschau nach Bananen. Das spärliche Frühstück macht sich langsam bemerkbar. Nach dem Highlight der Seebühne geht es in ein Naturschutzgebiet immer weiter Richtung Schweiz. Etliche Gruppen von Zuschauern am Streckenrand feuern die Läufer an. Ab km 16 gibt es dann auch Bananen, doch der Magen rebelliert schon ein wenig. Den Halbmarathon hatte ich dann in 1:53:58 passiert. Natürlich viel zu schnell für ein Ziel um 4 Stunden. Bis Km 25 Grenzübergang Schweiz war soweit alles in Ordnung. Die Problemferse verhielt sich ruhig und die Muskulatur meldete sich auch noch wenig beleidigt.

Ich hatte mich in einem etwa gleichschnellen Pulk eingelaufen und sah immer wieder die gleichen Läufer mal von vorne mal von Hinten. Dann überholte mich eine 3erGruppe Isländerinnen (schön zu erkennen an ihren orangenen Leibchen) und  diese wurden auch kräftig von den Zuschauern mit „AHOO“, dem Schlachtruf der EM, angefeuert.

Ich wollte mich anhängen und mich ziehen lassen. Leider musste ich abreißen lassen und ich merkte, dass meine Pace immer mehr nachließ.

Dann war er da. Kilometer 30 - mein Mann mit dem Hammer. Inzwischen war die Sonne voll draußen und es ging entlang des Rheins ca. 3 km gerade aus. Beine leer, Schwindel, Gehpausen, … Die restlichen Kilometer waren Kampf. Immer wieder gute Phasen, aber auch immer öfter Gehpausen. Magenkrämpfe, Muskulaturprobleme, … Endlich versteh ich die Aussage, das ein Halbmarathon halb so lange ist wie ein Marathon, aber ein Marathon mehr als 2 Halbe sind. Das zu geringe Training, die schlechte Vorbereitung (Frühstück, Anreise, …), zu schnelles Tempo zollen ihren Tribut. Anscheinend eine Erfahrung die jeder Marathonanfänger machen muss. Die geschätzte Zielzeit geht von 3:48 unaufhaltsam Richtung 4:00. Der Wille wäre noch da, aber die Kreislaufprobleme zwingen immer wieder zu Gehpausen.

2km vorm Ziel die letzte Verpflegungsstation und dann der Schock. Der 4 Stunden Pacemaker läuft locker vorbei. Noch einmal alle Kraft zusammengenommen und anhängen. Geht nicht lange gut. Aus, vorbei, Zielzeit verpasst. Noch irgendwie ins Ziel kommen. Endspurt. Noch eine kleine Brücke vor dem Zielstadion. Rauf überhole ich noch 2 Läufer runter schießt nach 2 Schritten ein Krampf ein, das ich wie ein Rumpelstilzchen hüpfen und schreien muss. Nach einer Minute schreien und fluchen geht’s endlich wieder und ich bin den Mitläufern dankbar für Mitleid und Aufmunterung. 500 Meter ins Ziel. Einlauf genießen (sofern das mit den schmerzenden Haxen überhaupt geht). Dann der große Moment. Tolle Stimmung im Stadion, ich schwebe über die Laufbahn dem Ziel entgegen, die Schmerzen waren ausgeblendet. Im Ziel überraschen mich meine Kollegen und der Stadionsprecher kündigt sogar das Finish von meinem ersten Marathon an.
Überglücklich aber vollkommen fertig im Ziel. Erster Gedanke „Nie wieder“ dann schießt das Adrenalin ein, die Glücksgefühle kommen hoch und schon war’s nur mehr halb so schlimm. Geschafft in 4:03:05 offiziell.




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