Dienstag, 26. April 2016

Interview mit Klaus zum ArenaNova ADVENTURE RUN


Wir haben unseren "Rasenden Reporter" Klaus interviewt. Am Samstag ist er beim ArenaNova ADVENTURE RUN angetreten - sogar sehr erfolgreich :-)


Lieber Klaus, wie bist du auf den Lauf aufmerksam geworden?
Auf der Facebook-Seite von Erste Bank Sparkasse Running hab ich den Aufruf zum "Rasenden Reporter" entdeckt und hab mich einfach mal beworben. Das war wohl gut genug, denn einige Tage später bekam ich die Zusage der Wiener Neustädter Sparkasse.
Bis zur letzten Sekunde musste ich jedoch um meine Teilnahme am Arena Nova Adventure Run am Samstag, 23. April 2016 zittern. Ich hatte nämlich noch keinen Plan, was ich mit meinen drei Kids (12, 10, 1 Jahre) machen sollte, denn meine Frau war übers Wochenende Relaxen in der Therme.
Schließlich ist dankenswerter Weise der Opa eingesprungen und hat mir ein wenig Bewegung am Wochenende verschafft.

Was hat dich an diesem Lauf gereizt?
Ich liebe die Abwechslung im Sport. Es gibt kaum Sportarten, die ich nicht schon probiert habe oder auch immer wieder gerne betreibe – solange man dabei schwitzt ;-)

Wie war die Stimmung beim Lauf?
Die Stimmung beim Lauf war toll. Wir Läufer haben uns oft gegenseitig angefeuert, aber auch das Publikum war im Start-/Ziel-Bereich sehr motivierend.






Welche Hindernisse hielt der Lauf parat?
In Summe waren es ca. 15 Hindernisse pro Runde mit je ca. 2km. Man musste zumindest drei Runden laufen, um in die Wertung zu kommen.

-          eckige Strohballen
-          Kletterturm
-          3 hohe Stiegen
-          mehrere hohe Mauern hintereinander
-          Kriechtunnel
-          offener Container mit Reifen gefüllt
-          Kriechgraben mit Gatsch
-          Hohes Podest mit Netz zum Drüberklettern
-          am Boden liegende Reifen

Für mich waren vor allem die hohen Mauern, Stiegen und das Netz-Podest schwierig zu überwinden.



Wie ist der Lauf für dich ausgegangen?
In der Wertung über 5 Runden (10km) habe ich den 1. Platz belegt und zwar mit einer Zeit von 0:56:29,98, mit knapp 1½ Minuten Vorsprung zum Zweiten. Und weil’s so Spaß gemacht hat - oder vielleicht auch weil ich eigentlich keine Ahnung hatte - bin ich nach meiner letzten Runde noch eine weitere gelaufen. Gerechnet hab ich damit eigentlich überhaupt nicht, denn erstens bin ich nur ein Hobbysportler und zweitens war ich nach dem Wien Marathon vor zwei Wochen noch ein wenig angeschlagen.
Entgegen gekommen sind mir aber sicherlich das kühle Wetter sowie die Strecke mit ihren abwechslungsreichen Hindernissen. Dabei war ich gar nicht unglücklich, dass seitens der Organisatoren auf Schlammgruben oder Flussquerungen verzichtet wurde.

Was ist dein Fazit zum ArenaNova ADVENTURE RUN?
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass der Bewerb eine gelungene Sache war und ich ihn gerne weiterempfehlen werde. Manche Hindernisse waren zwar ganz schön knifflig, aber trotzdem zu bewältigen.


Donnerstag, 14. April 2016

Das Theater der Emotionen in 42,195 Akten



9:00 Uhr - der Vorhang beginnt sich zu den Klängen des Donauwalzers zu heben. Das „Theater der Emotionen“ kann beginnen.


Auf diesen Moment haben sich viele wochenlang vorbereitet und jetzt ist er da. Zahllose Trainingskilometer in den Beinen und immer den 10. April 2016 im Hinterkopf. Für mich waren die letzten Tage an Spannung kaum zu übertreffen. Vor allem was das Bühnenbild bei diesem Stück in 42 Akten zu bieten hat. Die Wetterprognose war eine Achterbahn: zuerst „sonnig und kühl“, also Idealbedingungen, dann wurde es immer mehr zu einem verregneten Szenario. Doch es kam anderes, der Wettergott hatte Gnade mit uns Schauspielern.


Prolog
Bei der Anreise in der U-Bahn ist immer eine eigene Stimmung, ein gewisses Kribbeln, aber auch ein paar prüfende Blicke, wie die anderen so laufen. Am Weg zur Kleidersackabgabe sind die unterschiedlichsten Rituale zu sehen: Einige laufen sich konzentriert ein, andere suchen verzweifelt ihren LKW, oder hören Musik um sich in Stimmung zu bringen. Zahllose verbringen die Zeit in der Schlange vor den Dixis und beten, noch rechtzeitig zum Start zu kommen. In Anbetracht des unsicheren Wetters hatte ich für alle Varianten vorgesorgt: Lang lang, oder kurz kurz oder kurz kurz mit Ärmlingen. So, Wolferl jetzt musst Du Dich entscheiden: kurz kurz und ab in den Startbereich. Leichter gesagt als getan. Ich musste an den anderen Schauspielern, an einigen Statisten und natürlich am Publikum vorbei, um im Startblock 2 Aufstellung zu nehmen. Der Countdown begann und der Vorhang hob sich.


Akt 1 Die Reichsbrücke: Alle müssen drüber, damit wir danach das sensationelle Bild vom Start haben und morgen im Büro sagen können: „Da bin ich“.


Akt 2 Lassallestraße: Es geht ein wenig bergab und es gibt einen sehr guten Blick auf die Schlange an LäuferInnen, die sich durch den zweiten Bezirk schlängelt. Die Fans unter den Frühaufstehern halten uns (und sich) mit Glocken wach.


Akt 3 Praterstern: Links oder rechts herum? Auch wenn die Strecke sicher gleich lang ist, bin ich froh den kürzeren Weg in die Prater Hauptallee zu nehmen.


Akt 4,5 Prater Hauptallee: Zum ersten Mal betreten wir die Hauptkulisse des Marathons. Obwohl Tausende laufen, ist es dennoch ruhig - fast zu ruhig. Die eine oder andere Bühne mit Musik und Tänzerinnen treibt uns weiter Richtung Stadion und unterbricht die Stille. Noch dürfen wir nicht zum Stadion abbiegen.


Akt 6 Stadionallee: Wir bewegen uns wieder raus aus dem Prater Richtung Schüttelstraße. Das Highlight in dieser Szene ist sicher der Würstelstand an der Ecke zur Schüttelstrasse. Es spielt „Born to be alive“. Und ich frage mich, ob die Fans am Stand noch von gestern sind oder ob es dort auch Frühstück gibt.


Akt 7, 8 Schüttelstraße: Hier hätte ich mir eigentlich einen Großteil der angekündigten Million Zuseher erwartet. Platz wäre ja und stimmungsmäßig bin ich an der Stelle auch bereit für einen Boost. Leider nein, aber dafür werden uns die „Sinne belebt“ begleitet von einer genialen Trommel Combo.


Akt 9, 10 Ring: Über die Brücke und ab auf den Ring. Ja es ist ein gutes Gefühl, wenn die Läufer den Ring erobern - fast alle haben ein Lächeln auf den Lippen. Ein Torbogen nach dem anderen, dann Schwarzenbergplatz und die Oper. Das Epizentrum der Stimmung auf der ersten Hälfte. Ich kann das Ziel riechen, aber damit der Geruch nicht zu intensiv wird, heißt es abbiegen.


Akt 11, 12, 13 Linke Wienzeile Teil 1: Diesen Teil absolviere ich im Alltag mit der U-Bahn. Wir dürfen dieses Stück laufen. Das Bühnenbild zeigt uns die Secession, das Theater an der Wien und natürlich den Naschmarkt. Erinnerung an gemütliche Frühstücke am Wochenende kommen auf.  Dann kommt der eher monotone Teil der Strecke bis zum Gürtel.


Akt 14, 15, 16 Linke Wienzeile Teil 2: Zur Abwechslung kommt jetzt ein wenig Wind auf. Die Stimmung unter den Läufern ändert sich langsam. Die Staffelläufer sind schon stark im Schwitzen und freuen sich auf ihre Ablöser. Die Halbmarathonis kommen ins letzte Viertel. Die Marathonis sind noch weitgehend entspannt.


Akt 17, 18 Mariahilfer Straße Teil 1: Technisches Museum und Staffelübergabe. Unruhe kommt auf. Die Staffelteilnehmer versuchen mit der letzten Energie zu signalisieren „Hier bin ich, wo ist mein „B“?“. Die meisten schaffen es dann doch noch sich zusammenzufinden und es sind wieder „frische“ Läufer auf der Strecke.  Ich darf mich davon nicht mitreißen lassen, sonst könnte es am Ende ungemütlich werden. Der erste Teil der Mariahilfer Strasse ist auch der „Berg“ der Strecke. Unter normalen Umständen fällt es gar nicht auf, aber heute geht es steil bis zum Westbahnhof.


Akt 19, 20 Mariahilfer Straße Teil 2: Westbahnhof, es geht bergab. Das war hart verdient. Zum ersten Mal kaum Autos und keine Baustelle - die Begegnungszone hat heute eine andere Bedeutung. Gut, dass das Tempo auf 20km/h beschränkt ist, das sollte auch für die Spitzengruppe reichen. Nun steht die Trennung bevor: Die Halbmarathonis laufen zum Ring, für mich geht es weiter Richtung Universität.


Akt 21, 22 „Zweier Linie“: Der neue Teil der Strecke. Es geht auf den Halbmarathon zu. Auf einmal ist mehr Platz, das Feld lichtet sich und es wird klar, dass alle um mich den langen Weg zum Burgtheater nehmen. Die Gesichter zeigen ganz unterschiedliche Stimmungslagen. Manche sind total glücklich und zuversichtlich, aufrecht ins Ziel zu kommen. Ein paar andere überlegen schon laut vielleicht einen Gang zurückzuschalten. Mir geht es noch gut, den Umständen entsprechend.


Akt 23 Liechtensteinstraße: Ich freue mich. Mein kleiner, aber feiner Fanclub jubelt mir beim Schottentor zu. Ich bin gut im Zeitplan und versuche zu lächeln. Das bin ich meinen Fans schuldig. Übrigens habe ich das Vergnügen, nur weibliche Fans zu haben und das in jeder Alterklasse: Frau mit Tochter im Arm und meine Mutter haben sich an die Strecke gestellt. 


Akt 24 Alserbachstraße: Kurve beim Palais Liechtenstein und Blick Richtung Donaukanal. Der Donaukanal ist meine heimliche Liebe beim Laufen (was natürlich die Hauptallee nicht erfahren darf). Daher vergeht es jetzt wie im Flug und ich bin auf der Oberen Donaustraße.




Akt 25, 26 Obere DonaustraßeIm Training laufe ich einen Stock tiefer beim Wasser. Allerdings ist das Laufen auf der Straße und noch dazu gegen die Einbahn viel besser.  Im Gleichschritt läuft eine Gruppe auf den Uniqa Tower zu. Vor dem Tower ist eine Video Wall zu sehen. Darauf spielt sich gerade der Zieleinlauf der Elite ab. Der Sieger ist im Ziel. Unglaublich. Unvorstellbar. Ok, die Elite hatte auch eine Minute Vorsprung, aber was die daraus gemacht haben - alle Achtung!


Akt 27 Praterstraße: Es geht wieder zurück in den Prater, standesgemäß auf der Praterstraße. Die Beine werden spürbar schwerer. Da ruft eine motivierte Gruppe aus dem Publikum: „Lächeln - es ist nicht mehr weit“. Ich lächle und denke: "Stimmt, 15 km ist ein mittellanger Lauf und im besten Fall sollte es kürzer sein als ein Fußball-Match."

Akt 28, 29 Prater: Ich bin zurück. 25 Kilometer später wieder im Prater. Die Stimmung ist mit dem Beginn des Laufes nicht zu vergleichen. Hier und jetzt spielen sich die entscheiden Szenen des Stückes ab. Die 8 Kilometer haben das Potential aus einer Komödie eine Tragödie zu machen.

Akt 30 Stadion: Es ist eine der härtesten Teile der Vorstellung: Die Stadionschleife. Kurz und klar: Ich mag diesen Akt nicht. Alle müssen zum Stadion hinauf, um zu wenden und wieder zurück auf die Hauptallee. Heute hat es mich allerdings versöhnlich gestimmt, weil mein Fan-Club hergekommen ist und mir einen Motivationsschub für das Finale gibt. Ja, nach Kilometer 30 beginnt die zweite Hälfte des Marathons.


Akt 31, 32 Hauptallee hinauf: Es geht Richtung Lusthaus. Die meisten Wiener kennen diesen Teil der Strecke vom Training. Das Lusthaus ist immer das Licht am Ende des „Baum“-Tunnels. Wieder schaue ich auf die Gegenfahrbahn. Bekannte Gesichter auf der anderen Seite. Zu diesem Zeitpunkt beginnen viele zu rechnen. Es sind noch circa 10 km wenn ich ... dann ...


Akt 33, 34, 35 Hauptallee hinunter: Lusthaus. Wende. Es geht zurück - es geht zum Ziel. Zurück auf der Hauptallee natürlich mit erhobener Brust. Alle, die mir jetzt entgegenkommen habe ich „abgehängt“. Jeder Schritt bedeutet zwei Schritte Vorsprung auf einen Läufer auf der anderen Spur. Abgerechnet wird allerdings erst im Ziel. Ab jetzt werden die Karten neu gemischt. Wer in Hälfte eins diszipliniert war, wird jetzt die Ernte einfahren.


Akt 36 Stadionallee: Raus aus dem Prater. Kein Drama, es läuft noch rund. Es geht wieder Richtung Würstelstand. Langsam wird es lauter und hörbarer. „Highway to hell“, wie passend. Eine Frau hält plötzlich die Hand für High-Five in die Luft. Mit einer sensationellen Reaktion klatsche ich ab. Hätte ich das nicht geschafft, wäre die Hand in meinem Gesicht gelandet. Ich nehme es nicht persönlich.


Akt 37, 38 Schüttelstraße: Die Belebung der Schüttelstraße dürfte auch in den letzten Stunden nicht gelungen sein. Vereinzelt ein wenig Publikum, aber es ist ruhig genug, um mit der Zielmeditation zu beginnen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gefreut, zum Burgtheater zu kommen.


Akt 39 Radetzkystraße: Im Slalom auf Schienen durch den dritten Bezirk. Es läuft nicht mehr ganz so wie auf Schienen, aber da der Blick jetzt mehr auf den Boden gerichtet ist, helfen die Schienen bei der Navigation.


Akt 40 Vordere Zollamtstraße: Jetzt wird es hart, vor allem für Stammgäste der Veranstaltung. Der Marathon ist durch die Streckenänderung nicht länger geworden, aber gefühlt ist er heute länger. Jetzt nur nicht locker lassen. Über die Brücke und zurück auf den Ring. Das Finish kann beginnen.


Akt 41, 42 Ring: Die letzten zwei Kilometer haben wieder den Charakter einer Bergetappe. Es geht hinauf zur Oper und dann steil in der Kurve zur Hofburg. Das Ganze wird durch die Stimmung erleichtert. Vorbei an den Museen, das Parlament im Fokus. Ich gebe nochmal alles, zumindest versuche ich es. Biege ein in den Zielkanal. Noch 500, noch 400 noch 300.


Akt 42,195 Burgtheater: Der Schluss des Marathons ist wie immer perfekt inszeniert. Roter Teppich. Tribünen links und rechts. Zuerst ist die Uhr kaum zu erkennen, dann wird die Zeit immer lesbarer. Auch Fotografen nehmen mich ins Visier. Ich versuche zu lächeln. Die letzten 200m vergehen immer wie im Flug. Es ist wie ein Flash und auf einmal bin ich im Ziel. Geschafft. Ich erinnere mich gerade an den Spruch „Der Schmerz geht und der Stolz bleibt“. Momentan fühlt es sich jedoch so an, als würde beides bleiben.


Epilog:
Um die Schmerzen zu lindern, bekomme ich die Medaille umgehängt. Ich versuche mich im neuen Zielbereich zurecht zu finden. Wasser gefunden, Bier gefunden und Zielsack bekommen. Der ist so schwer, ich bin wirklich überrascht. Oder ich bin einfach noch zu schwach.
Jetzt heißt es LKW suchen und umziehen. Mit einigen kleinen Pausen, weil es dort und da zwickt und technischer Unterstützung, weil noch nicht alle Bewegungsabläufe funktionieren, bin ich bereit für den Heimweg. Natürlich mit der Medaille um den Hals. Und dort bleibt sie auch. Zumindest heute am Tag des Marathons.

Montag, 11. April 2016

Marathon in Wien - Ein Event der Superlative!



Zu den Pflichten eines jeden begeisterten, österreichischen Hobbyläufers gehört es wohl, zumindest einmal bei Österreichs größter Sportveranstaltung an den Start gegangen zu sein – dem Vienna City Marathon. 

Vor allem als Wahlwiener ist diese Pflicht wohl sogar noch etwas größer. Dennoch habe ich es bisher noch nie über einige Starts im Team als Staffelläufer hinausgeschafft. Auch das war definitiv ein großartiges Erlebnis, aber es ist halt doch „nur“ die Staffel ;-) 

Und auch dieses Jahr sollte es durch einen fix eingeplanten Start beim Linz Halbmarathon eine Woche zuvor, für einen Start in Wien trainingstechnisch eher schlecht aussehen. Doch Mitte März flatterte unerwartet eine Mail vom lieben Erste Bank Sparkasse Running-Team in mein Postfach, mit einer Startplatzzusage für den VCM als „Rasender Reporter“. So eine Chance lässt man sich natürlich trotz eventuell noch müder Beine nicht entgehen, und da auch bereits einige meiner Lauffreunde einen Startplatz hatten, brauchte ich nicht lange zu überlegen.

Da man als „Rasender Reporter“ meiner Meinung nach ohnehin weniger „rasen“ sollte, um möglichst viele der überwältigenden Eindrücke an der Strecke einfangen und im Nachhinein in einem Blogbeitrag  gut zusammenfassen zu können, entschied ich mich die Halbmarathonstrecke mit meiner Freundin zu laufen. Ihr Ziel war es, bei ihrem zweiten Halbmarathon die 2-Stunden-Marke zu knacken und ich durfte ihr nun als persönlicher Pacemaker und Wasserträger zur Verfügung stehen. ;-)

So standen wir also am Samstagvormittag, Punkt 10 Uhr vorm Messeeingang um unsere Startnummern abzuholen und uns bot sich ein Bild, dass wir dieses Wochenende noch öfter zu sehen bekommen sollten: Menschenmassen und Blockabfertigung beim Einlass. Doch das tat der Vorfreude keinen Abbruch, vor allem weil dennoch alle Mitarbeiter und Helfer sehr freundlich und bemüht waren, die Massen schnell und professionell abzufertigen.  An diesem Tag hieß es also nur noch Messe genießen, Carbo Loading und alle Laufutensilien für den nächsten Tag vorzubereiten. Auch die Wettervorhersage wurde im Laufe des Tages immer positiver und so sollte einem großartigen Laufevent nichts mehr im Wege stehen.
 
Um 6 Uhr morgens klingelte am Renntag der Wecker. Immer noch etwas verschlafen kochte ich mir schnell eine Tasse Kaffee, schmierte mir ein Honigsemmerl und kontrollierte noch ein letztes Mal mein Equipment. Alles an seinem Platz und los ging’s – genauso wie für ca. 40.000 andere Läufer, wie wir spätestens in der „etwas überfüllten“ U-Bahn bemerken sollten… Dennoch war die Stimmung in einer U-Bahn um 7:30 Uhr morgens wohl selten besser. Läufer sind doch ein eigens Volk. :-D

Im Startblock noch schnell ein freies Stückchen Platz gesucht, kurz aufgewärmt und schon sollte es losgehen. Vom Start der Eliteläufer bekommt man, umringt von tausenden anderen laufbegeisterten Menschen zwar sicherlich weniger mit als zuhause vorm Fernseher und dennoch möchte ich diesen Moment nicht mehr missen. Wer die Donau und die Reichbrücke noch nie zu Fuß, inmitten so vieler Gleichgesinnter überquert - und zu den Klängen des Donauwalzers gelaufen ist -, hat eindeutig etwas verpasst!

Und dann hieß es nur noch laufen! Die Stimmung auf der Strecke und am Straßenrand war hervorragend. Die Temperaturen optimal und inmitten der Menschenmassen merkte man auch nicht mehr viel vom Wind. Selbst das Einhalten unseres 2-Stunden-Ziels wurde mit jedem erfolgreich absolvierten Kilometer immer wahrscheinlicher und so schafften wir kurz vor der letzten Steigung bei Schönbrunn sogar noch ein paar schöne Fotos.

Ab dem technischen Museum ging es nur noch bergab und nach einem kurzen Schlusssprint stand 1:59:53h auf der Uhr – eine Punktlandung ;-)

Danke für das tolle Event, den Startplatz und die vielen großartigen Erlebnisse an diesem Tag.

Liebe Grüße
Simon

Montag, 4. April 2016

Die letzte Woche - die letzten Tipps

8 Wochen „Express“. 12-Wochenplan. 4 Monate Aufbau. Ein halbes Jahr schuften im Grundlagen-Bereich. Egal, wie du dich auf den VCM vorbereitet hast. Egal, was dein Trainingstagebuch dir an Wochen-, Monats- oder gar Jahresschnitt zeigt. Jetzt geht es (bald) los!
 
Die letzte Woche vor dem Vienna City Marathon ist angebrochen - und wir zählen mit euch gemeinsam die Stunden herunter. Dazu liefern wir euch selbstverständlich unsere

Last-Minute-Tipps


Trainingsmäßig ist nun wirklich alles gelaufen. Am Wochenende gab es für den einen oder die andere vielleicht noch einen flotten 10km-Lauf oder ähnliches. Nun gilt aber endgültig: Beine hochlegen! Dienstag darfst du dir dann ein letztes Mal vor dem VCM deinen Wettkampfschuh schnüren und nach 30min lockerem Laufen für 4-5x1km im Renntempo Gas geben. Ansonsten viel Ruhe und regenerative Maßnahmen. Am Tag vor dem Wettkampf dann noch mal Ausrücken und den Lauf nach Lust und Laune gestalten und mit einigen Steigerungsläufen abrunden.


Bei der Ernährung wird es nun schon etwas schwieriger. Schwer im Trend ist die Saltin-Diät – eine Art Kohlenhydrate-Entzug in Extremform. Dabei geht es in erster Linie darum, nach dem letzten fordernden Training (Stichwort 10km-Testlauf) bis Mittwoch/Donnerstag fast ausschließlich auf Kohlenhydrate zu verzichten. Fett- und eiweißreich sollte nun der Menüplan aussehen, bevor dann ab Donnerstagabend nur mehr eines gilt: Kohlenhydrate in allen erdenklichen Formen in den Körper bekommen! Die Theorie dahinter: die Speicher werden komplett entleert und der Körper lechzt nach Energie. In den Tagen unmittelbar vor dem Marathon bekommt er durch die übermäßige Zufuhr diese und es kommt (hoffentlich) zu einem wahren Energie-Boost. Bekanntestes Beispiel für Saltin-Diät-Anhänger sind die deutschen „Hahner-Twins“, von denen Anna 2014 in Wien triumphieren konnte! Wichtig ist jedoch: es wirkt nicht bei jedem und sollte zuvor schon einmal (in abgespeckter Form beispielsweise vor einem Halbmarathon) geübt worden sein.
Wichtig bezüglich Ernährung ist noch, genau darauf zu achten, welche Nahrungsergänzungsmittel oder sonstige Verpflegung ich gewohnt bin – und welche beim VCM angeboten wird. Wird bei der Labestation womöglich nichts für dich Gewohntes ausgegeben, solltest du die Möglichkeit nutzen und deine „Eigenverpflegung“ am Tag zuvor abgeben. Übrigens: Was bei der Station an Verpflegung gereicht werden wird, steht auf der VCM-Seite.

Aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus auch noch ein Tipp bezüglich Outfit. Diverse Messe-Angebote verleiten zum Kauf von neuen Schuhen und Bekleidung. Schnäppchenjagd ist sicher angebracht und bringt dem einen oder der anderen auch Vorfreude auf die nächsten Läufe. Aber bitte: lasst die neuen Schuhe auf den ersten Lauf NACH dem Marathon warten und auch das Singlet sollte vor dem ersten Einsatz lieber erst mal gewaschen werden, als gleich zum Bewerb getragen. So spart man sich nämlich lästige Begleiterscheinungen wie Blasen, Wundrieb oder offene Brustwarzen.

Wir wollen ja immerhin mit einem Lächeln über die Ziellinie laufen. Möge dies jedem von euch gelingen – ich wünsche jedenfalls alles Gute und viel Erfolg!

euer Running-Coach

Mittwoch, 30. März 2016

Keine 14 Tage mehr...



Jetzt geht es wirklich bald los. Wer einen Kalender zum Abreißen verwendet und sich den 10. April 2016 als „Tag X“ markiert hat, wird festgestellt haben, dass nur mehr wenige Blätter zum Abtrennen verblieben sind.
 
In den kommenden beiden Wochen wird sich bereits mitentscheiden, wie man beim großen Frühjahrshöhepunkt „Vienna City Marathon“ abschneiden wird. Zu viel kann sprichwörtlich tödlich sein, zu wenig ganz schön nerven. Damit du auf Schiene bleibst und der VCM 2016 für dich sportlich ein Highlight werden kann, haben wir hier die (fast) allerletzten Tipps.

Was wird jetzt noch trainiert?
Die letzte echte Belastung vor dem anstehenden Marathon sollte bereits im Trainingstagebuch stehen. In der Regel erfolgt der letzte lange Lauf oder die letzte wirklich sehr fordernde Belastung gut zwei Wochen vor dem Bewerb. Bei Österreichs Marathon-Hoffnung Valentin Pfeil standen beispielsweise 3x8km in „race-pace“ mit 1km etwas langsamer auf dem Programm. Ein Klassiker sind auch 4x7km oder 20km etwas ruhiger als Renntempo mit 5km etwas schneller.
Wie die Belastung auch immer bei dir ausgesehen hat – jetzt ist Schluss damit. Trainingsmäßig darfst du endlich einen Gang runterschalten und die Regeneration einsetzen lassen. Ruhigere und kürzere Dauerläufe sollten kompensatorischen Zweck haben – keinesfalls mehr. Denn eines gilt bestimmt: was bis jetzt nicht erarbeitet werden konnte (aus welchen Gründen auch immer), wirst du dir in den kommenden paar Tagen auch nicht mehr holen können! Also runter vom Gas und zur Ruhe kommen. Einzig am Wochenende unmittelbar vor dem Marathon darf es noch einmal schneller werden. Der Klassiker: ein 10km-Straßenlauf. Der darf dann auch ruhig richtig flott werden – die Belastung deutlich über Marathontempo setzt einen positiven Reiz und leert zudem noch mal ein paar Speicher, um deren Füllung wir uns dann in der Marathonwoche kümmern werden.

Stichwort Ernährung:
Das wohl heißeste Thema, das momentan in der Szene diskutiert wird. Um jetzt gar nicht zu sehr ins Detail zu gehen und sich mit Paleo, Low-Carb, Clean-Food oder sonstigen Trends auseinanderzusetzen, stellen wir einfach klar: 14-7 Tage vor dem am Marathon gibt es nur ein "richtig": iss, wie du immer isst. Ernähre dich also ganz einfach so, wie du es gewohnt bist. Vermeide große Ernährungs-Experimente und versuche dich trotz weniger werdender Kalenderblätter nicht verrückt machen zu lassen. Speicher-Entleerung und Füllung macht physiologisch erst in der Wettkampfwoche Sinn. Also kein Stress bitte!

Die Tücken deiner Strecke
Wenn nun das Training zurückgeschraubt wird und auch sonst eher Ruhe in den Trainingsalltag einkehrt, hat man Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel, sich die kommende Wettkampfstrecke einmal genau anzusehen und etwaige Tücken zu analysieren. Hierbei reden wir keinesfalls von Wind, Hitze, Kälte oder sonstigen meteorologischen Begebenheiten – denn diese können wir trotz aller Vorhersagen ohnehin nicht ändern!

Also befassen wir uns mit der Strecke. Der VCM ist sicherlich nicht der schnellste Städtemarathon der Welt, aber auch nicht der langsamste. Vielmehr gilt es, sich die Strecke und ihr Profil zum Vorteil zu machen. Die flache Hauptallee eignet sich beispielsweise zu Beginn perfekt, sein Tempo auf die Sekunde genau zu treffen! Beim erneuten Belaufen von Wiens Laufstrecke Nummer eins ab Kilometer 29/30 hingegen darf sie auch mal zum „Rollen“ verwendet werden. Fehlende Kurven und kleine, den Rhythmus brechende, Anstiege wie sie später auf der Schüttelstraße zu finden sind, bieten perfekte Voraussetzungen, in den Flow zu kommen und Kilometer um Kilometer in der Wunschpace herunterzuspulen.


Generell solltest du immer im Hinterkopf haben, dass die erste Hälfte beim VCM meist die schnellere ist. Dies liegt jedoch weniger am Profil, als an falscher Renneinteilung. Viele lassen sich zu Beginn beispielsweise im Wiental und später die Mariahilferstraße (und in weiterer Folge im 9. Bezirk) bergab dazu verleiten, zu schnell zu starten. Das Kunststück, einen „negativen Split“ (= 2. Rennhälfte schneller als die erste) zu laufen, gelingt dir in erster Linie also dann, wenn du anfangs Ruhe bewahrst und am Ende zusetzen kannst. Und dass dies auch in Wien sehr wohl möglich ist, bewiesen in den vergangenen Jahren unter anderem die jeweiligen Damensiegerinnen in eindrucksvoller Manier!

Also, wie du siehst, ist quasi alles angerichtet und mit der nötigen Ruhe, wird der VCM 2016 sicherlich ein Erfolg!
Dein Running-Coach
Michael Buchleitner




Mittwoch, 23. März 2016

Zielzeitbänder bringen's!

Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis die Saison der Groß-Laufveranstaltungen losgeht. Am 3. April fällt beim Linz Marathon der Startschuss, eine Woche später starten an die 40.000 Läufer beim Vienna City Marathon. Alle haben sie Ziele - und jedes Ziel zählt. Der eine will den Marathon „einfach nur finishen“, die andere beim Halbmarathon die 1:40h-Marke endlich knacken. Wieder andere treten mit Freunden, Arbeitskollegen oder der Familie in diversen Staffelbewerben an.

Für alle gilt: Jetzt ist die heiße Phase! Jetzt entscheidet sich weitaus mehr, als in den Monaten zuvor bei der Grundlagenarbeit. Wer sich nicht langfristig und zielgerichtet vorbereitet hat, kann jetzt auch keine großen Sprünge mehr machen!

Die oberste Prämisse lautet daher: Geduld! Wer sich bislang gut vorbereitet hat, der braucht nun auch keine große Panik zu haben, dass die aufgebaute Form verschwinden wird. Ruhig und konzentriert weiterzuarbeiten, wird den entsprechenden Erfolg bringen. Wer jedoch bislang das eine oder andere Training ausgelassen hat, der sollte es vermeiden, jetzt in den letzten Wochen vor dem Frühjahrshöhepunkt noch Berge ausreißen zu wollen. Im Laufsport können versäumte Trainingsinhalte selten nachgeholt werden...

Mit Beginn der oben beschriebenen Phase (dem so genannten „Tapering“) darf man sich dafür endgültig ausgiebig mit seiner Zielzeit, der entsprechenden Pace und den daraus resultierenden Zwischenzeiten auseinandersetzen. Eine gute Hilfe dabei kann – gleich ob Marathon oder Halbmarathon – ein Zielzeitband sein. Auf diesem sind je nach Ausführung die Soll-Zeiten zur gewünschten Endzeit in regelmäßige Teilbereiche unterteilt.

Ein Beispiel: meine Halbmarathon-Traummarke liegt bei 1:24:20h, was exakt dem 4:00min Schnitt pro Kilometer entspricht.
Auf dem am Unterarm angebrachten Zielzeitband würden dann folgende Werte stehen:
1km 4:00min
2km 8:00min
5km 20:00min
10km 40:00min
15km 60:00min
20km 80:00min
21,1km 84:20min = 1:24:20h

Der Vorteil des Zielzeitbandes liegt sicherlich darin, beim Laufen ohne große Rechenanstrengung seine Pace und Durchgangszeiten kontrollieren zu können. Auch wenn in der heutigen Zeit kaum noch jemand ohne GPS-Uhr unterwegs ist, so kann diese aufgrund des immer schwankenden Signals abweichende Zwischenzeiten liefern. Dann also lieber die Stoppuhr-Funktion einschalten und am Handgelenk mit dem Zielzeitband kontrollieren.

Ein Nachteil des kleinen Bändchens kann natürlich sein, im  Rennen demotiviert oder nervös zu werden, wenn eine der geschriebenen Zielzeiten verpasst wird. Sollte der Fall eintreten, dass es im Rennen dann nicht geplant läuft (in beide Richtungen), spart man sich dann einfach den Blick auf das Handgelenk.

Wer im Übrigen glaubt, Zielzeitbänder sind nur was für „echte Freizeitläufer“, der irrt. Österreichs Rekordmann Günther Weidlinger beispielsweise schrieb sich stets seine geplanten Durchgangszeiten für die 5km-Abschnitte auf seinen linken Handrücken!
In diesem Sinne: macht euch nicht nervös, egal ob ihr Zielzeitbänder verwendet oder nicht und egal, ob euer Training wie geplant lief oder eben nicht. Freut euch viel lieber auf einzigartige Lauferlebnisse bei den größten Laufveranstaltungen des Landes!

Alles Liebe,
euer Running-Coach